Schlesiens Presse im Umbruch

Drucken

Bislang teilten zwei gedruckte Medien die aktuelle Berichterstattung über die deutsche Volksgruppe in Oberschlesien unter sich auf: Das freitags bei Silesiapress in Oppeln erscheinende „Schlesische Wochenblatt“ (SW) sowie das zweiwöchentlich von Alfred Theisen (Senfkorn Verlag) in Görlitz und St. Annaberg edierte Magazin „Oberschlesien“. Am 16.09.2009 erschien erstmals eine „Heimat“ betitelte Veröffentlichung in der „Nowa Trybuna Opolska“ (NTO), die seitdem immer mittwochs dieser polnischen Tageszeitung beiliegt. Auf vier Seiten wird ausschließlich auf Polnisch über das Verbandsleben der Deutschen im Bezirk Oppeln berichtet. Wenngleich sich die NTO mit dem Redakteur Krzysztof Ogiolda redaktionell verantwortlich zeichnet, liegt die Federführung bei der Sozial-Kulturellen Gesellschaft der Deutschen im Oppelner Schlesien (SKGD). Für die Finanzierung kommt die Stiftung für die Entwicklung Schlesiens und Förderung lokaler Initiativen mit Sitz in Oppeln auf. Schon im Titel erhebt die neue Beilage den Anspruch, „Zeitung der Deutschen im Oppelner Schlesien“ („Tygodnik Niemców na Śląsku Opolskim“) zu sein.

Schlesisches Wochenblatt

Damit läuft sie dem „Schlesischen Wochenblatt“ einen lang zementiert geglaubten Rang ab. Noch im Sommer des vergangenen Jahres (Nr. 27/09) titulierte es sich als „missionstragende Nischenzeitung“. Dem langjährigen Chefredakteur, Engelbert Miś, gelang es trotz finanzieller Zuwendung des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) nicht, es aus seiner Nische zu befreien. Auch nach Jahren wird nur ein Bruchteil der in ihrer Heimat verbliebenen Deutschen erreicht. Über die verkaufte Auflage können nur Mutmaßungen angestellt werden, da sich das SW keiner Auflagenkontrolle unterzieht. Unbestätigten Angaben zufolge werden von den 6.500 gedruckten Exemplaren mehrere Tausend Woche für Woche remittiert.

Hinter vorgehaltener Hand ist zu erfahren, daß das ifa im vergangenen Jahr die Fortführung der Finanzierung an eine personelle Neubesetzung geknüpft habe. Ursprünglich sollte der 67jährige Miś zum Jahreswechsel in den Ruhestand verabschiedet werden. Wie die AGMO e.V. - Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen bereits Anfang November 2009 erfuhr, fiel die Wahl des Nachfolgers auf Till Scholtz-Knobloch (Hannover). Bei Redaktionsschluß hat der 41jährige Politologe das Amt jedoch noch nicht angetreten.

Zeitungen für Oberschlesien

Unzufriedenheit im DFK

Dem „Schlesischen Wochenblatt“ wird angesichts der engen Verflechtung mit der SKGD Oppeln zuweilen zu geringe Distanz nachgesagt. Es mag einer der Gründe sein, weshalb in letzter Zeit vermehrt Stimmen im DFK ein größeres Angebot an unabhängigen Medien fordern. Vor diesem Hintergrund fragt die AGMO e.V., ob der geplante Zusammenschluß von Silesiapress und Pro Futura die Stimmungslage nicht noch weiter anheizt. Pro Futura produziert deutschsprachige Hörfunk- und Fernsehsendungen für den polnischen Rundfunk. Hinzu kommt, daß das „Schlesische Wochenblatt“ weiterhin am Konzept der Zweisprachigkeit festhält und damit dem alltäglichen Gebrauch der „Sprache des Herzens“ im Wege steht. Ganz zu schweigen von der Internetseite der SKGD Oppeln (www.tskn.vdg.pl). Selbst die deutsche Fassung wartet mit auf Polnisch verfaßten Nachrichten auf, über denen zu allem Überdruß „There are no translations available“ prangt.