Liebe wird im Tun sichtbar – Der Geist der Weihnacht und die 35 Jahre Einsatz der AGMO e.V. für heimatverbliebene Deutsche
10. Dezember 2015
Vorstand und Geschäftsstelle der AGMO e.V. - Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen möchten das bevorstehende Weihnachtsfest nutzen und Ihnen, liebe, verehrte Mitglieder und Unterstützer, für Zuspruch und Hilfe in den zurückliegenden 35 Jahren danken.
Kinder der zweisprachigen Vorschulgruppe in Tworkau danken der AGMO e.V.
35 Jahre AGMO-Arbeit für die heimatverbliebenen Landsleute bedeuten unzählige Freundschaften, endlose Stunden im Kampf um Einzelschicksale, über 1800 Projekte, über 2 Millionen Euro an finanzieller Unterstützung für die Ortsgruppen des Deutschen Freundschaftskreises (DFK). Alles davon ohne direkte staatliche Zuschüsse. Ganz allein durch Ihre Spenden und die Vermächtnisse unserer verstorbenen Unterstützer. Dabei stand Unabhängigkeit für die AGMO e.V. stets im Mittelpunkt der Arbeit. Wir waren immer bestrebt, das zu sagen und zu tun, was uns angemessen erschien und denken, dieses gut bewältigt zu haben. Nun wird im Laufe des kommenden Jahres das eintreten, was wir bereits in zwei elektronischen Rundschreiben und im letzten AGMO-Intern angekündigt haben. Aufgrund verschiedener Entwicklungen scheint es aus Sicht des Vorstands der AGMO e.V. sinnvoll, einen soliden Fusionspartner zu finden. Seit einem halben Jahr befinden wir uns dazu in Gesprächen mit einem ähnlich ausgerichteten Verban.
Die Verhandlungen sind auf einem guten Weg. Unsere Projektarbeit geht parallel dazu weiter. Mehrere deutschsprachige Weihnachtsprojekte in Oberschlesien stehen an.
Deshalb bitten wir Sie auch dieses Mal um Ihre Unterstützung unter dem Stichwort: „Weihnachten 2015“
Partner der Deutschen im Osten
Wenn etwas Schönes an einen bestimmten Punkt gelangt, blickt man gerne zurück. Diese Gelegenheit wollen auch wir nutzen:
Angesichts der repressiven antideutschen Politik der damaligen polnischen Staatsmacht stand der Menschenrechtsaspekt – freie Entfaltung der deutschen Kultur und der Persönlichkeit, freie Wahl des Aufenthaltsortes, Schutz vor staatlicher Willkür – in den 1980er Jahren im Mittelpunkt der AGMO-Arbeit. Es war damals nicht ungefährlich, Kontakte mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen herzustellen und zu unterhalten. Daß dies möglich war und infolgedessen Informationen über die Heimatverbliebenen in die Bundesrepublik Deutschland gelangten, ist das Verdienst der AGMO e.V. - bis 1990 als Arbeitsgemeinschaft in der Schlesischen Jugend (SJ), danach selbständig als eingetragener Verein.
AGMO Mitstreiter in den 1980er Jahren vor dem Berliner Reichstag
Als dann im Jahr 1989 der Eiserne Vorhang fiel, waren nicht wenige Bundesbürger erstaunt, als sie durch die Medien erfuhren, daß sich in der Republik Polen Deutsche versammelten, um die gerichtliche Registrierung ihrer sozial-kulturellen Gesellschaften zu erwirken. Nach offiziellen polnischen Angaben lebten in den Ostgebieten so gut wie keine Deutschen mehr!
Neue Aufgaben nach der Wende
Nachdem es Ende 1989 zu entscheidenden Erleichterungen im Reiseverkehr gekommen war und die Repressionen gegenüber den Deutschen in der früheren Volksrepublik Polen allmählich nachließen, paßte die AGMO e.V. Aufgabenbereich und Strategie den neuen Verhältnissen an. Nunmehr war es vordringlich, die Mitte der 1980er Jahre „illegal” gebildeten Gruppen des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) in organisatorischen Fragen zu beraten sowie materiell und ideell zu unterstützen.
SJ Vorstandsmitglieder mit Klaus Töpfer (m) und Peter Oprzondek (r)
Die Ortsverbände wurden von AGMO-Mitgliedern betreut und durch Lieferung von Büromaterialien, mehreren Tonnen deutscher Bücher für die Einrichtung von DFK-eigenen Bibliotheken in neu entstehenden Kulturhäusern sowie Hilfsgütern für Bedürftige unterstützt – oftmals in Zusammenarbeit mit dem damaligen BdV-Generalsekretär und Mitbegründer der AGMO e.V. Hartmut Koschyk MdB. Erfreulicherweise setzten auch andere Initiativen, zumeist landsmannschaftlicher Organisationen und Einzelpersonen, ein. Im Jahre 1990 wurde die „AGMO e.V.” mit dem Namenszusatz „Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen“ ins Vereinsregister eingetragen und wenig später um den Zusatz Ostbrandenburg ergänzt.
Wandel durch AGMO-Studie und Förderung der deutschen Muttersprache
Die Aufdeckung und Lösung des Sprachproblems der deutschen Volksgruppe wurde bereits frühzeitig von der AGMO e.V. in Angriff genommen. Die Art der Förderung und Informationstätigkeit hat sich im Laufe der Jahre aufgrund der Erkenntnisse und der Veränderungen in der Republik Polen sowie bei den Vereinigungen der deutschen Volksgruppe verändert, nicht aber das Ziel.
Ein Wendepunkt in der Informationsarbeit der AGMO e.V. und eine große Hilfe bei der Argumentation war die Befragung der deutschen Vereinigungen hinsichtlich der Situation des muttersprachlichen Deutschunterrichts, deren Ergebnisse in die im August 2007 von der AGMO e.V. veröffentlichte Studie zum muttersprachlichen Deutschunterricht an Kindergärten und Grundschulen in der Republik Polen eingeflossen sind. Die AGMO e.V. hat ihre Strategie und ihre Arbeit immer wieder den Gegebenheiten angepaßt. Der Generationswechsel wurde 2011 rechtzeitig eingeleitet. Junge, engagierte Menschen erhielten Gelegenheit eine wichtige Organisation zu führen. So erschien 2012 eine weitere Studie über die Mängel der Umsetzung des polnischen Minderheitengesetzes.
v.l.: Stellvertretender Vorsitzender und Vorsitzender der AGMO e.V., Tilman Fischer
und Tobias Körfer, im Gespräch mit Bundestagspräsident Norbert Lammert
Darin wiesen wir wissenschaftlich aufbereitet detailliert nach, wie schwierig es unter den auch heute in der Republik Polen herrschenden Umständen oftmals ist, Minderheitenrechte effektiv in Anspruch zu nehmen. Dies gilt insbesondere für die Forderung einer flächendeckenden Einrichtung deutscher Kindergärten und Grundschulen in der Republik Polen, die von der deutschen Volksgruppe und deren Institutionen verwaltet werden. Werden die knapp 100 Grundschulen für 18.000 polnische Schüler in Litauen zum Maßstab genommen, so müßten die polnischen Behörden in den Bezirken Oppeln und Schlesien mindestens 200 Vor- und Grundschulen für die deutsche Volksgruppe zur Verfügung stellen.
Die Bundesregierung hat sich in einem Schreiben ihres Beauftragten für Aussiedler und nationale Minderheiten an die AGMO e.V. im Oktober 2014 dazu bekannt, daß die Einrichtung deutscher Vor- und Grundschulen ein zentrales Anliegen der deutsch-polnischen Rundtischgespräche sei. Dieses Bekenntnis kam zuletzt dank der beharrlichen politischen Informationsarbeit der AGMO e.V. und dank der Ergebnisse einer AGMO-Petition an den Deutschen Bundestag für deutsche Kindergärten und Grundschulen in der Republik Polen, die im Jahr 2008 gestartet und im Jahr 2014 erfolgreich beendet wurde, zustande. Das ist der größtmögliche politische Erfolg, den wir mit unserer Arbeit erzielen konnten. Es liegt nun an den Verbänden der Deutschen in der Republik Polen, an den ostdeutschen Landsmannschaften, am Bund der Vertriebenen und an der Bundesregierung, diese von uns geschaffenen Grundlagen aufzugreifen und zielgerichtet weiterzuentwickeln.
Mit herzlichen Grüßen zum Weihnachtsfest 2015 empfehlen wir Ihnen die Anliegen der deutschen Volksgruppe in der Republik Polen weiter Ihrer Unterstützung!