Archiv der AGMO e.V. an die Martin-Opitz-Bibliothek in Herne übergeben

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Am 25. April 2015 waren der Ehrenvorsitzende und der Vorsitzende der AGMO e.V. zu Gast in der Martin-Opitz-Bibliothek (MOB) in Herne. Anlass war die Übergabe des Archivs der AGMO e.V. – Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Ost- und Westpreußen, das in Herne einen dauerhaften Standort erhalten hat. Hier werden die Dokumente aus 36 Jahren politischer Arbeit für die und mit den Deutschen in der Volksrepublik und Republik Polen nicht nur dauerhaft unter Archivstandards fachgerecht aufbewahrt werden. Vielmehr werden sie bereits in absehbarer Zeit hier einer weitgehenderen wissenschaftlichen Erschließung zur Verfügung stehen, als es bisher in der Geschäftsstelle der AGMO e.V. in Bonn möglich war.

Dr. Tebarth (Direktor der MOB) und Dr. Körfer (Vorsitzender der AGMO e.V.)
bei der Vertragsunterzeichnung

Das Archiv dokumentiert nicht nur anhand der Geschichte des eigenen Verbandes – zunächst als Arbeitsgemeinschaft innerhalb der Schlesischen Jugend, später als eigenständige Menschenrechtsgesellschaft – spannende Einzelaspekte der jüngeren Vertriebenenpolitik. Exemplarisch sei auf die Übergabe einer AGMO-Petition an das KSZE-Expertentreffen über Menschenrechte in Ottawa (1985-1986) durch Abgeordnete des deutschen Bundestages verwiesen.

Vielmehr bietet das Archiv aufgrund der engen Beziehungen der AGMO e.V. zur deutschen Volksgruppe in teils einzigartigen Quellen Einblick in die Lage der Deutschen und ihrer Organisationen in der Illegalität vor dem Fall des eisernen Vorhangs und in die spätere Gründung und Etablierung des Deutschen Freundschaftskreises und der verschiedenen sozialkulturellen Gesellschaften im Bereich des VdG. Ab Oktober 1984 finden sich hier etwa Anträge bei verschiedenen polnischen Gerichten zwecks Gründung eines Verbandes der Deutschen. Ebenso ist das Gründungsdokument des damals illegalen Deutschen Freundschaftskreises aus dem Jahre 1985 im Archiv enthalten.

Dokumentiert werden jedoch neben politischen Entwicklungen persönliche Schicksale, wie die Flucht einer deutschen Familie aus Roschkau in die deutsche Botschaft in Warschau. Zuletzt beschreiben die Archivbestände die Entwicklung und Durchsetzung von Volksgruppenrechten in der Republik Polen bis Mitte der 1990er Jahre. Bereits die
erstmalige gerichtliche Zulassung und Registrierung eines deutschen Kulturverbandes in Oberschlesien im Januar 1990 hat Niederschlag im Archiv gefunden.

Das Archiv der MOB in Herne

Etwa 40 Regalmeter umfassen diese zeithistorisch bedeutenden Aktenbestände. Peter Oprzondek, Gründer und Ehrenvorsitzender der AGMO e.V. hat ihr Zustandekommen von Anfang an miterlebt und weiß um die Bedeutung des Materials:

„Eine Sammlung von Zeugnissen aus der Anfangszeit des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) als in den 1980er Jahren die Arbeit nur im Untergrund möglich war, hat außer der AGMO e.V. keine andere Organisation in der Bundesrepublik Deutschland angelegt. Das Archiv ist ein wichtiges Zeugnis für den Selbstbehauptungswillen unserer Landsleute im Einsatz für ihre kulturelle und sprachliche Identität, für Ihre Menschenrechte.“

Die AGMO e.V. ist deshalb dankbar, dass mit der Martin-Opitz-Bibliothek ein Partner gefunden wurde, der Bewahrung und Infrastruktur zur Erforschung des Archivs gewährt. Mit der Übergabe verknüpft die AGMO e.V. auch Hoffnungen für die weitere Profilierung der volksgruppenpolitischen Arbeit. Hierzu erklärt der Vorsitzende, Dr. Tobias Körfer:

„Die AGMO e.V. ist der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne für die gute, professionelle Zusammenarbeit bei der Vorbereitung und Durchführung der Übergabe unseres Archivs sehr verbunden. Ein Archiv über das wohl in der Bundesrepublik Deutschland niemand außer der AGMO e.V. verfügt, ja gar nicht verfügen kann, da niemand so viel in 35 Jahren für die Deutschen in der Republik Polen geleistet hat, wie eben die AGMO e.V. Das Material kann nun nach der Eingliederung in den Bestand der MOB Historikern und anderen interessierten Forschern zur Verfügung gestellt werden. So wird die 35-jährige unermüdliche Arbeit unserer Menschenrechtsgesellschaft angemessen gewürdigt und zur Erinnerung zukünftiger Aktivisten erhalten.“

Die gemeinnützige Gesellschaft wurde 1980 als Arbeitsgemeinschaft Menschenrechtsverletzungen in Ostdeutschland (AGMO) gegründet.
Die AGMO e.V. wurde im Jahre 1990 in das Vereinsregister eingetragen.