Geschichte

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Als im Jahr 1989 der Eiserne Vorhang fiel, waren nicht wenige Bundesbürger erstaunt, als sie durch die Medien erfuhren, daß sich in der Republik Polen Deutsche vor polnischen Gerichten versammelten, um die Registrierung ihrer sozial-kulturellen Gesellschaften zu erwirken. Nach offiziellen Angaben lebten in den Ostgebieten so gut wie keine Deutschen mehr! Es gab aber auch Bundesbürger, für die diese Entwicklung nicht überraschend kam. Seit Anfang der 1980er Jahre informierte die damalige “Arbeitsgemeinschaft Menschenrechtsverletzungen in Ostdeutschland“ (AGMO) die bundesdeutsche Öffentlichkeit über die Lage der Deutschen jenseits von Oder und Neiße.

AGMO-Demonstration vor der Polnischen Botschaft in Köln

Partner der Deutschen im Osten

Infolge der repressiven antideutschen Politik der damaligen polnischen Staatsmacht stand der Menschenrechtsaspekt – freie Entfaltung der deutschen Kultur und der Persönlichkeit, freie Wahl des Aufenthaltsortes, Schutz vor staatlicher Willkür – in den 1980er Jahren im Mittelpunkt der AGMO-Arbeit. Es war damals nicht ungefährlich, Kontakte mit den in der Heimat verbliebenen Deutschen herzustellen und zu unterhalten. Daß dies möglich war und infolgedessen Informationen über die Heimatverbliebenen in die Bundesrepublik Deutschland gelangten, ist das entscheidende Verdienst der AGMO e.V. Die Öffentlichkeit und einflußreiche Persönlichkeiten mußten entgegen dem bisher verordneten Weltbild wahrnehmen, daß in Schlesien, Ostbrandenburg, Pommern, Posen, Ost- und Westpreußen ein deutsches Leben unter extrem schwierigen Bedingungen trotz Vertreibung und jahrzehntelanger Unterdrückung – insbesondere der deutschen Sprache mit Verboten – durch die polnische kommunistische Regierung weiterhin existierte.

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Bielefeld 1983: AGMO-Demonstration für Menschenrechte

Neue Aufgaben nach der Wende

Nachdem es Ende 1989 zu entscheidenden Erleichterungen im Reiseverkehr gekommen war und die Repressionen gegenüber den Deutschen in der früheren Volksrepublik Polen allmählich nachließen, hatte die AGMO e.V. Aufgabenbereich und Strategie den neuen Verhältnissen angepaßt. Nunmehr war es vordringlich, die in den 1980er Jahren „illegal” gebildeten Gruppen des Deutschen Freundschaftskreises (DFK) in organisatorischen Fragen zu beraten sowie durch Hilfslieferungen und finanziell zu unterstützen. Die Ortsverbände wurden von AGMO-Mitgliedern betreut und durch Lieferung von Büromaterialien, mehreren Tonnen deutscher Bücher für die Einrichtung von DFK-eigenen Bibliotheken in neu entstehenden Kulturhäusern sowie Hilfsgütern für Bedürftige unterstützt – oftmals in Zusammenarbeit mit dem damaligen BdV-Generalsekretär. Erfreulicherweise setzten auch andere Initiativen, zumeist landsmannschaftlicher Organisationen und Einzelpersonen, ein. Im Jahre 1990 wurde die „AGMO e.V.” mit dem Namenszusatz „Gesellschaft zur Unterstützung der Deutschen in Schlesien, Pommern, Ost- und Westpreußen“ ins Vereinsregister eingetragen. Die Steuerung der Aktivitäten und Hilfsmaßnahmen erfolgte von diesem Zeitpunkt an aus der eigenen Geschäftsstelle in Bonn, die seitdem durch ein ebenfalls ehrenamtlich geleitetes Koordinationsbüro in Groß Strehlitz in Schlesien unterstützt wird.

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Herr Hanschuch, Herr Oprzondek und Herr Ebeling vor dem Büro des DFK

Wandel durch AGMO-Studie und Förderung der deutschen Muttersprache

Die Aufdeckung und Lösung des Sprachproblems der deutschen Volksgruppe wurde bereits frühzeitig von der AGMO e.V. in Angriff genommen. Die Art der Förderung und Informationstätigkeit hat sich im Laufe der Jahre aufgrund der Erkenntnisse und der Veränderungen in der Republik Polen sowie bei den Vereinigungen der deutschen Volksgruppe verändert, nicht aber das Ziel.
Ein Wendepunkt in der Informationsarbeit der AGMO e.V. und eine große Hilfe bei der Argumentation war die Befragung der deutschen Vereinigungen hinsichtlich der Situation des muttersprachlichen Deutschunterrichts, deren Ergebnisse in die im August 2007 von der AGMO e.V. veröffentlichte Studie zum muttersprachlichen Deutschunterricht an Kindergärten und Grundschulen in der Republik Polen eingeflossen sind. Die AGMO e.V. hat ihre Strategie und ihre Arbeit immer wieder den Gegebenheiten angepaßt und wird dies im positiven Sinne in Zukunft fortsetzen. Dies gilt insbesondere für die Forderung einer flächendeckenden Einrichtung deutscher Kindergärten und Grundschulen in der Republik Polen, die von der deutschen Volksgruppe und deren Institutionen verwaltet werden. Werden die 150 Grundschulen für 20 Tausend polnische Schüler in Litauen zum Maßstab genommen, so müßte die polnischen Behörden in den Bezirken Oppeln und Schlesien mindestens 300 Grundschulen (mit vorbereitenden Vorschulklassen in Kindergärten) für die deutsche Volksgruppe zur Verfügung stellen. Unter Beachtung der Obhutspflicht der Bundesrepublik Deutschland und der europäischen Fördermöglichkeiten dürfte es hierbei zumindest keine finanziellen Probleme geben.